Wenn wir uns ein Stück aus unserer Komfortzone heraus bewegen, lernen wir am besten. Dort warten unsere Drachen auf uns: die eigenen Ängste, Unsicherheiten und Sorgen. Überwinden wir unsere (mentalen) Grenzen, können wir lernen, mit den Drachen zu tanzen.
So können wir unsere eigenen Stärken und Talente entdecken. Das ist eines der Ziele im Dragon Dreaming: Das Entfalten der individuellen Persönlichkeit.
Was ist Dragon Dreaming?
Ich habe Dragon Dreaming als Planungsprozess mit spielerischen Methoden kennen gelernt, um Visionen, Träume und Projekte zu verwirklichen. Es hilft, Projektziele zu stecken und Gruppenprozesse mit Leichtigkeit zu füllen. Entwickelt wurde der Ansatz von den Australier*innen John Croft und Vivienne Elanta.
Dragon Dreaming kann auch als Planungswerkzeug für Permakultur-Projekte genutzt werden und ist vor allem für Gruppenplanungsprozesse geeignet. Da mein Fokus momentan (noch) auf sozialer Permakultur liegt, kommt mir das sehr gelegen.
Ein Dragon Dreaming Projekt besteht aus vier Phasen:
- Träumen
- Planen
- Umsetzen und
- Feiern.
Alle Phasen sollten im Idealfall im Planungsprozess gleich viel repräsentiert sein und gleich viel Zeit beanspruchen.
Und tada: Mein erster Aha-Moment: Meist kommen Träumen und Feiern zu kurz, da wir, sobald wir in Zeitdruck geraten, einfach mal kurzerhand bei diesen beiden Phasen kürzen. Das ist allerdings leider nicht nachhaltig und spiegelt sich irgendwann mit Sicherheit in der Motivation der Planungsgruppe wieder.
Träumen und Feiern spielerisch einbauen
Bei unserem letzten Planungstreffen für den Mitmachkongress utopival wendeten wir Methoden aus dem Dragon Dreaming an: Wir träumten wagemutig im Traumkreis und streckten smarte Ziele durchs Clustern.
An den Abenden versuchten wir, konsequent Cuts zu ziehen: Wenn ein Thema noch nicht ausdiskutiert war, fanden wir durch Zeitlimits ein Ende, um zum „Feiern“ über zu gehen. Feiern heißt übrigens nicht (nur) Party machen, sondern Reflexion, gemeinsames Beisammensein, gemütliches Essen, Lernanliegen klar kriegen und vieles mehr. Im Englischen wird der Begriff “celebrate” verwendet – der „feiern“-Begriff ist im Deutschen etwas anders besetzt.
If it’s not fun, it’s not sustainable. // Wenn es keine Freude bringt, ist es nicht nachhaltig.
Steht im Dragon Dreaming ebook. Auf diese Weise konnte unser Planungsprozess aufgelockert werden und wir schafften es besser, die Traum- und Feierphasen einzubauen. Wir haben uns sogar das erste Mal richtig viel Zeit (einen ganzen Abend bis halb zwölf!) für unsere Reflexion genommen mit der Forum-Methode. Bisher ist eine Reflexion mangels Zeit (ihr seht, genau so läuft’s – „feiern“ wird unbewusst als ‘unwichtig’ deklariert) rausgefallen.
Durchs Feiern bekommen wir neue Energie und Motivation und es schweißt das Planungsteam zusammen, wodurch das Projekt nachhaltig wird. Das wird für mich noch ein langer Lernprozess, da ich gerne durchwuppe ohne zu feiern ;)


Kleines Fazit
Hui, nun könnte ich noch super viel zu den Methoden und dem Prozess schreiben. Aber was soll ich sagen… Habt ihr ein Projekt am Laufen? Dann probiert die Methoden einfach mal aus! Sie sind toll! Und das allertollste ist, dass Dragon Dreaming open source ist! Deswegen lest selbst:
- Hier hat Ilona Koglin, Dragon Dreaming-Trainerin, einige Methoden des Dragon Dreaming wunderschön designt in einem ebook zusammen gestellt. (bzw. hier als PDF-Download)
- Und hier das ebook von John Croft und einigen anderen Autor*innen auf Englisch. Und durch viele Übersetzer*innen auch auf Slowenisch, Spanisch, Russisch, Portugiesisch und Lettisch.
Wir alle haben bunte Träume und Feuer speiende Drachen!
Und oft werden diese Träume nicht verwirklicht, da wir als Individuum uns nicht trauen, den Traum mit anderen zu teilen. Oft bleiben unsere Drachen Feuer spuckende Monster, weil wir uns nicht wagen, sie zum Tanz aufzufordern.
Oft haben wir vielleicht Angst davor, dass unsere Träume albern sind oder naiv, dass wir für unsere Träume ausgelacht oder gar nicht ernst genommen werden. Das hält viele Träume davon ab, Wirklichkeit zu werden.
Als wir letztes Jahr zum ersten Mal von einem komplett geldfrei organisierten, nur durch Solidarität und Tatendrang aller Mitwirkenden umgesetzten Kongress träumten, haben einige Menschen genau so reagiert: Das klappt doch sowieso nicht! Fazit mehr als ein Jahr später: Hat es doch! Und nun befinden wir uns sogar mitten im Planungsprozess fürs nächste utopival, welches auf einem wunderschönen Seminarhof, dem Findhof, stattfinden wird.
Zwischendrin während des Planungsprozesses fiel uns manchmal wie Schuppen von den Augen:
Hui, was machen wir hier eigentlich?! Wir haben doch alle noch nie einen Kongress organisiert, geschweige denn geldfrei!
Mit diesen Drachen haben wir dann nicht weiter gekämpft, sondern einfach weiter an unseren Träumen fest gehalten und so wurden diese erhabenen Wesen zu unseren Freund*innen und Wegbegleiter*innen. Wir alle haben viel gelernt bei der Umsetzung des ersten utopivals.
Deswegen: Glaub an deine Träume und erzähle anderen davon! Nur so können utopietaugliche Alternativen entstehen. Nur so können unsere Visionen Wirklichkeit werden.
Wie sehen deine Träume aus?
Schwirrt dir ein greifbarer Traum im Kopf herum, den du teilen möchtest? Hier ist eine prima Gelegenheit dazu! Ab in die Kommentare damit – dein vielleicht erster Schritt zur Realität deines Traums ;)