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Channel: Kommentare zu: „Die Kunst, frei zu sein“
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Wie ein Hamster

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Ich steh total drauf mit zehn Kilo Getreide am Rücken durch Wien zu fahren. Denn für mich bedeutet das eine Verbesserung meiner Lebensqualität. Was Getreideschleppen mit Lebensqualität zu tun hat, erfährst du, wenn du weiterliest.

Seltener einkaufen schont die Nerven

Ich finde es kolossal nervenstrapazierend jede Woche ein- bis zweimal einkaufen zu gehen. Ich habe bemerkt, dass es mich unglücklich macht, von allen Seiten mit Bedürfnissen bombardiert zu werden, die ich aus den verschiedensten Gründen nicht stillen werde. Jedes „Nein“ in meinem Kopf verkrampft mich mehr, und macht es mir schwerer nur das zu besorgen, was ich anfangs haben wollte. Meistens enden meine Einkaufsodyssen mit dem, was ich gebraucht habe, minus zwei Dinge, die ich beim Schreiben der Liste vergessen habe, plus zwei Dinge die ich vorher nicht wollte, plus hundert Bedürfnisse nach Dingen, die ich vorher nicht hatte.

Um dieses zyklische, unbefriedigende Ereignis und somit die Verschwendung meiner Lebenszeit einzuschränken habe ich einen Entschluss gefasst: Der Wöchentliche Einkauf darf nur noch Frisches enthalten. Der Rest wird in Mengen gekauft, die auf einen mittleren Weltuntergang spekulieren.
Sofern ich im Supermarkt einkaufe brauche ich dann nur noch die Gemüseabteilung zu besuchen und kann am Rest kaltschnäuzig vorübergehen, falls ich direkt beim Bauern bestelle, sind Großmengen auch für diesen angenehmer, da sie mehr Sicherheit bieten und einfacher zu handhaben sind.

Seit ich zum praktizierenden Hamster geworden bin, habe ich noch weitere Vorteile von Vorräten entdeckt:

  1. Ich verursache weniger Plastikmüll, da dort, wo ich bestelle, Großmengen in Papiersäcken verpackt sind.
  2. Ich spare Geld, da ich auf Großmengen Rabatte bekomme und insgesamt weniger einkaufe.
  3. Ich esse mehr Wildkräuter
  4. Egal was ich kochen möchte, es ist meist schon zu Hause.
  5. Es fällt mir leichter meinen Konsum von Luxusgütern wie Reis und Palmfett einzuschränken. Wenn der Vorrat zu Ende ist, dann ist er eben zu Ende.
  6. Ich fühle mich insgesamt entspannter.
  7. Ich esse gesünder, weil der Junk im Supermarkt weniger Gelegenheit hat mich zu verführen.

Wie viel von was?

Die einfache Antwort auf diese Frage lautet: so lange es trocken ist, spielt es keine Rolle. Ich achte lediglich darauf, ob ich die gekaufte Menge mit meinen zwei Beinen und einem Öffi-Ticket irgendwie nach Hause schaffen kann.

So lege ich halbjährlich meine Langhantel zur Seite um meinen Rücken mit je fünf Kilo Buchweizen, Leinsamen, Linsen und vielem mehr zu trainieren. Doch auch Anderes lässt sich gut lagern, wie z.B. passierte Tomaten, pflanzliche Milch, Gewürze, Aufstriche, und so weiter. Ebenso verfahre ich mit nicht essbaren Gütern wie z.B. Waschpulver, Spülmittel, Toilettenpapier und den wenigen Kosmetika, die ich noch verwende.

Ich habe bemerkt, dass es möglich ist, einen Großteil der Dinge, die ich im Jahr benötige, an wenigen Tagen im Jahr zu kaufen. Ich also kann fünfmal ein Kilo Mehl kaufen, oder eben einmal fünf Kilo Mehl.

Wohin damit?

Wenn ich schließlich, unter der Last der Vorräte gebeugt wie eine alte Dame, zu Hause ankomme beginnt der nächste Schritt: essbare Vorräte richtig Lagern. Um unappetitlichen Mottenepidemien vorzubeugen fülle ich alles in Gläser mit Schnappverschluss und Gummidichtung. Nur kleine Mengen, die ich innerhalb der nächsten zwei Wochen verbrauchen kann, dürfen in den Säcken bleiben. Zusätzlich verteile ich zwischen den Gläsern Zedernholzscheiben (Zedernholzkugeln sind nicht zu empfehlen, da sie ständig herumkugeln). Die sollte man etwa einmal jährlich schleifen um ihre Wirkung zu erhalten.
Bis jetzt haben sich die Scheiben bewährt, denn noch sind keine Motten aufgetaucht, was aber auch an den Gläsern liegen könnte.

Außerdem achte ich auch darauf, möglichst keine Brösel oder ähnliches im Schrank zu haben, an dem sich zufällig eingeschleppte Exemplare dieser wundervollen Kleinschmetterlinge laben könnten.

Diese Vorsicht ist wichtig, denn kommt es zu einem Befall könnten Lebensmittel im Wert von ca. 200.- ungenießbar für mich werden. Um meine Vorräte zu schützen würde ich daher selbst vor der Verwendung von Weihwasser nicht zurückschrecken.
Große Gläser zum Lagern, kleine für die Verwendung
Da ich beim Kochen kein Muskelaufbautraining absolvieren will, bin ich mittlerweile dazu übergegangen die Vorräte aufzuteilen. Einen kleinen Teil fülle ich in ein Schraubglas, welches in meine Kochlade kommt und den Rest fülle ins Fünf-Literglas mit Schnappverschluss und Gummidichtung aus dem ich das kleinere Glas nachfülle.

Im Moment nehmen meine essbaren Vorräte etwa einen Kubikmeter meiner Küche in Anspruch. Ich merke aber bereits wie der Platz im Regal zu eng wird, denn es kommen ständig neue Dinge hinzu, die ich bis jetzt noch nicht auf Vorrat besorgt habe.
Gemüsevorräte für den Winter

Zurzeit perfektioniere ich das System: Ich brauche mehr und größere Gläser, die eine oder andere Zedernholzscheibe fehlt und ich möchte versuchen alle Vorräte innerhalb eines Monats zu besorgen. Zusätzlich probiere ich Gemüsevorräte für den Winter anzulegen, indem ich es trockne. Das lässt sich bestimmt gut für Suppen verwenden.

Besonders wichtig ist mir Dinge einzulagern, die ich auf meinem Balkon produziere oder jene, die ich draußen selber finden kann, wie z.B. Wildkräuter, die außerhalb des kapitalistischen Konsumsystems verfügbar sind. Diese sind meistens zwischen April und Juni genießbar sind und würden sich, entsprechend eingelagert, über einen längeren Zeitraum nutzen lassen.
Wildkräutervorräte

Und was machst du?

Welche Sachen lagerst du auf Vorrat und vor allem, wie lagerst du sie? Kennst du vielleicht ein paar Großmutter- oder Großvatertipps zum Einlagern? (Tipps von Onkeln, Tanten oder Cousinen zweiten Grades sind auch ok).

Was tust du gegen Motten?

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